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Blasmusik und Gardetanz zum Stadtjubiläum Partnerstadt Slawno wird 700 Jahre alt / Rinteln, Jugendblasorchester und Carnevals-

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Rinteln/Slawno. So muss man sich um die Städtepartnerschaft Rintelns mit Slawno in Polen keine Sorgen machen: Am Pfingstmontag bieten Jugendblasorchester der Stadt Rinteln, Rintelner Carnevals-Verein, Sängerinnen und Tanzgruppen der Grundschule Nr. 1 von Slawno 90 Minuten in der Turnhalle ein gemeinsames begeisterndes Showprogramm aus Tanz, Blasmusik und Schlagerimitationen. Und am Ende fordern die jungen Slawnoer alle Delegationsmitglieder aus Rinteln zum Tanzen zu den Klängen des Jugendblasorchesters auf. Ein fröhliches unverkrampftes Feiern der Generationen, das empfanden die Rintelner Reiseteilnehmer als den Höhepunkt der fünftägigen Fahrt über Pfingsten ins 704 Kilometer entfernte Slawno. Und neue gemeinsame Projekte wurden schon diskutiert.
Zweiter und formaler Höhepunkt der Reise: Die 777 Jahre alte Weserstadt gratuliert ihre 700 Jahre alten Partnerin Slawno in Polen zu deren Jubiläum - mit Blasmusik, Gardetanz und einem Geschenk, das die eigene etwas längere Geschichte unterstreicht. 40 Rintelner haben an dem, ersten großen Festtag in Slawno teilgenommen, ebenso wie jeweils eine Handvoll Vertreter der anderen Partnerstädte Slawnos in Deutschland (Ribnitz-Damgarten), Italien (Cles, Südtirol) und Südpolen (Zabkowice Slaskie). Das unterstrich wieder einmal, das die Verbindungen zu Rinteln auch zahlenmäßig am stärksten sind, mit den anderen geht es bisher selten über den Besuch von Funktionären und wirtschaftliche Zusammenarbeit hinaus.
Den Auftakt des Jubiläums markierte eine festliche Ratssitzung im historischen Sitzungssaal des Slawnoer Rasthauses. Mehr als 100 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Kultur und den Partnerstädten (darunter 10 Gäste aus Rinteln) hörten einen Vortrag des ältesten Ratsmitglieds Maria Poprawska über die Geschichte Slawnos, die Jahrhunderte lang eine deutsche war. Das wurde auch durch das Zeigen der Stadtrechtsurkunde, des ältesten Siegels und des Wappens der Stadt Schlawe deutlich, wie Slawno früher hieß. Daran knüpfte das Rintelner Geschenk an, das Ehrenbürgermeister Karl-Heinz Buchholz nach Verlesen eines Grußworts von Bürgermeister Thomas Priemer an Slawnos Bürgermeister Dr.Krzysztof Frankenstein und die Ratsvorsitzende Editha Szizygielska übergab. Nach einer vielbeklatschten Einleitung auf Polnisch betonte Buchholz: “Wir sind stolz, dass uns von den 700 Jahren Slawnos 25 Jahre gemeinsame Wege mit Rinteln verbinden. Wir sind im Rathaus zwar nicht das Außenministerium, können aber auch auf lokaler Ebene dafür sorgen, dass wir friedliche und gute Kontakte haben.” Außerdem lud er die Slawnoer zu weiteren Besuchen in Rinteln ein, unter anderem zum Stadtjubiläum 777 Jahre Ende Juli.
Während dieser Festsitzung probten das Jugendblasorchester der Stadt Rinteln und drei Vertreterinnen der Tanzgarde des Rintelner Carnevals-Vereins bereits für ihre Auftritte auf dem in einen riesigen Biergarten mit Verkaufsständen und Mittelalterdorf umgewandelten zentralen Wischniewski-Platz. Ulrich Sdeidel und Sebastian Westphal vom Rintelner Carnevals-Verein zeigten sich bei einem historischen Kostümwettbewerb in den RCV-Kostümen von Fürst und Kanzler, Seidel erläuterte so kurz vor mehreren hundert Zuhörern von der Bühne den Karneval in Rinteln. Riesenbeifall gab es von den tanzbegeisterten Slawnoern für den Auftritt der drei jungen Gardetänzerinnen. Und das Jugendblasorchester mit Dirigent Frank Schmitz am Schlagzeug lockte dann Musikfreunde vor die Bühne. Die Slawnoer Prominenz allerdings machte sich genau da mit ihren offiziellen Gästen davon zum Mittagessen in einem nahen Restaurant. Keine schöne Geste.
Zwei Stunden später startete der 10000-Meter-Volkslauf, und an den beiden Seiten des Festplatzes ermunterten das Jugendblasorchester aus Rinteln sowie das Feuerwehrblasorchester aus Slawno die Sportler mit schmissigen Klängen zum Durchhalten. Mit einem Festmahl und Tanz klang dieser Tag aus, der zum ersten Mal Vertreter aller Partnerstädte Slawnos zusammengeführt hatte.
Für Pfingstsonntag hatte Iza Sozanska, Leiterin des Kulturhauses von Slawno, einen Auftritt in einem großen Ferienhotel im Ostseebadeort Jaroslawiecz am Nordrand des Kreises Slawno organisiert. Die Zeit davor nutzte die Rintelner Reisegruppe zu einem Besuch im Badeort Ustka, wo 2015 die Ernestinum Bigband ein tolles Konzert gegeben hatte (wir berichteten). Das Jugendblasorchester konnte dort nicht antreten, denn zwei Tage vorher hatte es dort gerade erst ein großes Blasorchesterkonzert gegeben. Dafür begeisterten die Rinteln in dem eindrucksvollen Hotel Aquapark Panorama Morska, das einer Slawnoerin gehört, mit einer Stunde flotter Musik, nachdem auch hier die Gardetänzerinnen viel Beifall für ihren Showtanz erhalten hatten.
Am Pfingstmontag besuchte die Reisegruppe die Grundschule Nr. 1, deren junge Tanzgruppe im Februar beim Senioren- und Kinderkarneval hinreißende Auftritte präsentiert hatte. Zwei Stunden lang ruhte der Unterricht, um mit Blasmusik, Gardetanz und vielen Gesprächen die noch recht frische Freundschaft nasch Rinteln zu vertiefen. Sebastian Westphal, Vorsitzender des Rintelner Carnevals-Vereins: “Wir wollen gern einen weitere Auftritt in unserem Karneval 2018 organisieren , für 2017 steht das Programm leider schon fest.” Die Schüler zeigen großes Interesse, erneut zu kommen.
Auf dem Festplatz trat am Samstag die Tanzgruppe der Grundschule Nr. 3 auf, die nun ebenfalls gern mal nach Rinteln kommen würde. Die 13- bis 14-jährigen Tänzerinnen und Tänzer hoffen sogar schon auf einen Auftritt beim Altstadtfest 2016, spätestens aber 2017. Der Rintelner Verein für Städtepartnerschaften will sich dafür ein setzen, ebenso wie Slawnos Kreisdirektor Sebastian Deren.
Dass es mit der Städtepartnerschaft munter weitergehen soll, zeigen zwei weitere Einladungen: Mitte September feiert das Feuerwehrblasorchester Slawno 50-jähriges Bestehen. Sein Leiter Maciech Poprawski lud dazu einige Rintelner ein. Und Iza Sozanska wies auf das 40-jährige
Bestehen des Kulturhauses in zwei Jahren hin. Da hofft sie auf viele Besuchter auch aus Rinteln.
Sie besprach übrigens mit der Trainerin der RCV-Tanzgarde, Stefanie Fromme, eine Zusammenarbeit. Fromme soll mal eine Woche die Majoretten (Tänzerinnen) des Feuerwehrblasorchesters Slawno trainieren, und sie selbst würde gern über das Internet einen gemeinsamen Tanz ihrer Schützlinge und der Slawnoer Majorettengruppe sowie vielleicht einiger Grundschüler einstudieren. Auch Tanzprojekte können Partnerstädte verbinden. Übrigens wurde die Reise des Jugendblasorchesters und der Karnevalisten finanziell unterstützt von der Schaumburger Landschaft, der Stiftung für Rinteln und der Bürgerstiftung Schaumburg.
Am Pfingstmontag, der in Polen kein arbeitsfreier Feiertag ist, wurden auch die neuen Kontakte der Lebenshilfe Rinteln zur Behindertentagesstätte Slawno vertieft. Die Betreuerinnen aus Rinteln, Karina Olschewski und Yvonne Leiskau, besuchten die Slawnoer Tagesstätte und besprachen, wie man gegenseitige Besuche organisieren könnte.
Wichtigstes Nahziel wird aber das Hauptfest zu Slawnos Stadtjubiläum im Mai 2017 sein. Wie, wann und wo genau, das ist noch in Planung. Und von den Gästen aus ringeln wird dafür wie immer Flexibilität und spontane Anpassung auf Änderungen bis zur letzten Minute erwartet, denn in Slawno ist man sich immer sicher: Am Ende wird alles gut. Das hat sich auch diesmal wieder bewiesen.
Autor: Dietrich Lange
Fotos: Dietrich Lange