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Vater der Städtepartnerschaft mit Slawno: Derk Steggewentz ist im Alter von 89 Jahren gestorben

Derk Steggewentz am Stolper Tor in Slawno: Dem Bau der Backsteingotik setzte der Zahn der Zeit bereits stark zu. Steggewentz half, auch bei Rintelner Geschäftsleuten Geld für eine Sanierung des Baudenkmals aus der Hansezeit zu beschaffen. Foto: Archiv SZ

Derk Steggewentz am Stolper Tor in Slawno: Dem Bau der Backsteingotik setzte der Zahn der Zeit bereits stark zu. Steggewentz half, auch bei Rintelner Geschäftsleuten Geld für eine Sanierung des Baudenkmals aus der Hansezeit zu beschaffen. Foto: Archiv SZ

Rinteln/Slawno. Er war der Mitbegründer, Motor und unermüdliche Förderer der Städtepartnerschaft mit Slawno in Polen, seiner Geburtsstadt in seiner alten Heimat Pommern. Am Dienstag, 24. Februar, 2017, ist Derk Steggewentz nach längerer Krankheit gestorben.

Seit 1992 war Derk Steggewentz von Anfang an Mitglied im Rintelner Verein für Städtepartnerschaften, also jetzt 25 Jahre. Er ist 2007 vom Verein für seinen großen Einsathz zum Ehrenmitglied ernannt worden. Schon 2001 erhielt er für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Bereits seit 1970 hatte Derk Steggewentz Kontakte nach Polen in seine alte Heimat unterhalten, im Rahmen der damals noch schwierigen Möglichkeiten. Diese Kontakte hat er dann bereits ab 1989 intensiviert. 1991 und 1992 setzte er sich massgeblich dafür ein, die Slawno Partnerstadt von Rinteln wurde. Überregional fand die durch ihn dann so gut florierende Städtepartnerschaft Anerkennung als eine der am besten und intensivsten gelebten in Deutschland.

Doch was trieb Derk Steggewentz bei seinem Tun an? Es waren neben seiner ausgeprägten Hilfsbereitschaft und Kontaktfreudigkeit sicher auch die Wurzeln in beiden Partnerstädten. Seine Eltern – der Vater war Veterinär – hatte es aus dem heimischen Rinteln 1923 berufsbedingt ins hinterpommersche Schlawe verschlagen, wo er am Schlachthof tätig war. Sohn Derek wurde dort im November 1927 geboren und verbrachte hier Kindheit und Jugend. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Rinteln zurück, wo der leidenschaftliche Jäger und Landwirt als Viehkaufmann in der Zentralgenossenschaft arbeitete, ehe er dann viele Jahre lang für die Raiffeisen-Volksbanken als Versicherungsvertreter tätig war. „Aber am liebsten wäre ich Bauer gewesen“, sagte er oft.

Schon Mitte der 60er Jahre kehrte Steggewentz als Tourist wieder in seinen Geburtsort zurück, ließ alte Freundschaften aufleben und hielt fortan Kontakt in seine alte Heimat. Im Ruhestand intensivierte er ab 1989 Besuche und Kontakte. Als seine zweite Heimatstadt Rinteln nach Partnerstädten suchte, brachte er Schlawe (heute Slawno) ins Spiel. Die Begründung, den Ausbau und die Pflege der im Januar 1992 besiegelten Städtepartnerschaft wurde fortan ein sehr wichtiger Bestandteil seines Lebens.

Zeitweise fuhr er wöchentlich die 700 Kilometer nach Slawno, oft mit Hilfsgütern oder wichtigen Gesprächspartnern für die Weiterentwicklung des nach schweren Kriegsschäden noch wenig entwickelten Slawnos – jedenfalls im Vergleich zu Rinteln. Viele Slawnoer übernachteten bei ihm, sparten so Kosten und fanden in ihm ebenso einen Öffner vieler wichtiger Türen wie die Rintelner bei ihren Besuchen in Polen. Er hatte immer mehr neue, dankbare Freunde und stiftete auch etliche Freundschaften für andere. In Slawno wird er wie ein Held verehrt, wurde mit dem höchsten Orden der Stadt, dem Greif, ausgezeichnet. Sein Portraitfoto hängt im Rathaus neben einem guten Dutzend anderer Persönlichkeiten, die sich um Slawno außerordentlich verdient gemacht haben, darunter Dabei später auch Rintelns langjähriger Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz. Auch überregional „vermarktete“ Steggewentz die Städtepartnerschaft, knüpfte Verbindungen bis in hohe Staatskreise, besuchte Tagungen, wurde oft als Vorbild für erfolgreiche Städtepartnerschaften gewürdigt. Dabei blieb er aber immer bescheiden, pragmatisch und - wenn nötig - hartnäckig in der Sache. Bürokratie war nicht sein Ding, aber er wusste, mit ihr umzugehen und seine Ziele zum Wohl aller zu erreichen.

„Ich habe ihn 2012 auf seiner letzten Fahrt nach Slawno chauffiert und begleitet“, erinnert sich Dietrich Lange, heute Vorsitzender des Rintelner Vereins für Städtepartnerschaften. „Ihm schlug dabei überall so herzliche Verehrung entgegen, verbunden mit spontanen Einladungen, dass wir leicht drei Wochen statt drei Tage dort hätten mit Programm zubringen können. An jeder Straßenkreuzung wusste er eine Geschichte oder Anekdote zu erzählen, oft wurde er spontan von Vorbeikommenden erkannt und angesprochen, ja sogar gleich zu Speis und Trank ins Haus gebeten. Und jedes Mal fragten die Slawnoer beim Abschied: Wann kommst Du wieder?“ Es fiel ihm schwer zu sagen, dass dies wohl der letzte Besuch sein würde. Aber auch manche auf der Gegenseite waren altersbedingt schon lange nicht mehr in Rinteln, so ist der Lauf der Zeit.

Derk Steggwentz hinterließ dem Städtepartnerschaftsverein und der Stadt Rinteln große Fußstapfen, aber auch ein wohl bestelltes Feld zahlreicher guter Kontakte, auf dem sich noch Jahre lang aufbauen lässt.

Zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande 2001 sang eine Delegation aus Slawno in Rinteln hymnisch "100 Jahre sollst Du leben". Das war ihm nun nicht mehr ganz vergönnt. Aber in seinem Leben hat er mehr für die deutsch-polnische Verständigung und Freundschaft getan, als andere es in über 100 Jahren vermögen. Nicht nur der Rintelner Verein für Städtepartnerschaften wird Derk Steggewentz ein ehrendes Andenken bewahren. dil/SR