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„Was für ein wundervoller Abend“ - 25 Jahre Städtepartnerschaft: Ernestinum Bigband begeistert in Kendal / Sturm und Rege

Die Ernestinum Bigband unter Leitung von Daniel Ellermann begeistert bei ihrem Konzert auf der Bühne im Saal des des Kendaler Rathauses. Foto: dil

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Rinteln/Kendal. Fast stand das Jubiläumskonzert auf der Kippe. 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Musik – und genau beim Tragen der Instrumente von der Jugendherberge zum Rathaus in Kendal öffnen sich die Himmelsschleusen mit Hagel, Gewitter, Sturm und Dauerregen. Die 33 Mitglieder der Ernestinum Bigband aber trotzen den Wetterunbilden und legen einen begeisternden Auftritt im Rathaussaal hin. „Was für ein wundervoller Abend“, schwärmt der neue Bürgermeister Kendals, Andrew Blackmann, anschließend. Und sein Vorgänger Stephen Coleman stimmt uneingeschränkt zu: „Absolut wundervoll!“
Noch am Freitagabend beim Empfang der 48-köpfigen Gruppe aus Rinteln im Kendaler Cricket Club 30 Grad und drückende Schwüle. Die Zeitungen berichten später vom ertragreichsten Tag für Solaranlagen seit Jahren. Ein nahezu tropisches Wochenende bahnte sich für die Besucher an. Am Samstagmorgen beim zweieinhalbstündigen Stadtrundgang standen manchem Schweißperlen auf der Stirn. Doch dann kippte das Wetter ganz plötzlich. Sturmböen, Gewitterschauer, Hagel, immer noch 25 Grad. „Vier Jahreszeiten an einem Tag haben die Rintelner erlebt“, stellte Diane Innes, Vorsitzendes des Partnerschaftskomitees in Kendal, später fest.
Banges Warten auf eine Regenpause, denn der Busfahrer von Felix-Reisen im Kalletal hat gerade seine 24-Stunden-Ruhepause. Zehn Minuten reichen, um alle Instrumente trocken ins 150 Meter entfernte Rathaus zu tragen. Aufbau, Soundcheck, und schon muss der Konzertpartner Kendal Big Band zur Vorbereitung auf die Bühne. Letzte Programmänderungen werden abgesprochen, da strömen trotz miesen Wetters bereits rund 100 Zuhörer in den Rathaussaal.
Diane Innes begrüßt die Gäste, kündigt eine Verlosung zugunsten der Opfer des Terroranschlags in Manchester wenige Tage zuvor an. Rintelns Bürgermeister Thomas Priemer bittet die Zuhörer um eine Schweigeminute, die Ernestinum Bigband spielt aus Solidarität und Sympathie für die Opfer mit Trauerflor. Dirigent Daniel Ellermann spielt ein besinnliches Lied, zwei Bandmitglieder singen. Beifall für die Anteilnahme, Lob von Kendals Bürgermeister.
In seiner Ansprache würdigte Priemer die Schönheit der englischen Partnerstadt und das Florieren der Freundschaft beider Städte, die laut Colin Reynolds, Kendals Bürgermeister im Gründungsjahr „im Himmel geschlossen wurde“. Viele verschiedene Gruppen hätten sich seither besucht, viele Freundschaften seien daraus erwachsen. Priemer: „Colin Reynolds hatte damals schon recht, und ich bin stolz darauf, wie es sich entwickelt hat. Diese Verbindung wurde bereits 2011 von höherer Ebene als Nummer eins unter deutsch-britischen Städtepartnerschaften ausgezeichnet. Lasst uns in fünf Jahren das 30-jährige Bestehen mit allen seitherigen Bürgermeistern Kendals in Rinteln feiern.“
Andrew Blackman betonte, dass die Rintelner Gruppe nach neun Tagen im Amt sein erster größerer Besucherempfang sei, er die Stadt aber von einem unvergesslich schönen Besuch beim Weihnachtsmarkt 2016 kenne. „Rinteln hat bereits einen festen Platz in meinem Herzen. Wir sollten jetzt aber nicht nur 25 Jahre Vergangenheit feiern, sondern dass es die nächsten 25 Jahre weiter geht. Die Jugendlichen der Ernestinum Bigband und die in der Pause auftretenden Mädchen der Attik Dance Gruppe aus Kendal sind vielleicht die nächste Generation der Partnerschaft.“ Übrigens: Auch die Tanzgruppe würde Rinteln gern besuchen.
Drei Stücke von der Kendal Big Band, 45 Minuten von der Ernestinum Bigband, dann die Mädchentanzgruppe und Verlosung in der Pause. Danach zeichnete Dietrich Lange. Vorsitzender des Rintelner Vereins für Städtepartnerschaften, gemeinsam mit Priemer Kendaler aus, die sich um die Städtepartnerschaft besonders verdient gemacht haben: die Ex-Bürgermeister Colin Reynolds, John Studholme (beide in Abwesenheit), Philip Ball, John (†) und Ann Handley (in Abwesenheit) , Richard Pealing sowie die Kendal Concert Band und hier besonders deren langjährigen früheren Dirigenten Jim Quincey. Als Dank an die Stadt Kendal bekam der neue Bürgermeister Blackman eine Ehrenurkunde des deutschen Forums Internationale Partnerschaften und von der Weserstadt eine Bildcollage mit Motiven aus Rinteln und Kendal sowie von der Gründung, dem zehnjährigen und 20-jährigen Bestehen.
Während die Kendal Big Band Jazzarrangements aus den 50-er Jahren intonierte, setzten die Rintelner auf Rock, Pop und Filmmusik der letzten Jahrzehnte. Die Gesangstücke von Clara Requardt, Simeon Schäffer und Emily Sanal sowie Soli der Musiker ernteten immer wieder Sonderbeifall. Je ein Stück am Ende der Programmteile spielten die Rintelner mit vier Kendalern, eine gelungene Kooperation zwischen Nationen und Generationen bei „Flip, Flop, Fly“ und „Blues Brothers“. Hätte das Rathaus nicht vor 23 Uhr geräumt sein müssen, wären wohl noch mehr Zugaben gefordert worden. Und auch der Dirigent war zufrieden. Ellermann zum Publikum: „Es war ein Vergnügen, in dieser wunderbaren Halle mit der Kendal Big Band zu spielen.“
Die von Schaumburger Landschaft, Bürgerstiftung Schaumburg, Stiftung für Rinteln, Lions Club Rinteln und Sparkasse Schaumburg geförderte sechstägige Konzertreise führt die Rintelner Jugendlichen weiter zu Konzerten mit dem Lakeland Gospel Choir in Bowness bei Windermere im Lake District, zum Bierfestival in der Kendaler TAP-Brauerei mit der Burneside Brass Band und zur Behindertenhilfe WOSP, die seit mehr als zehn Jahren eine Partnerschaft mit der Rintelner Lebenshilfe pflegt. Am 31. Mai ist die Gruppe wieder zurück in Rinteln. dil