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An Opfer- und Täter-Akten gearbeitet - Gymnasiasten aus Rinteln und Slawno besuchen ehemaliges Konzentrationslager Stutthof

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Rinteln/Slawno. Zu einer internationalen Begegnung sind im April acht Schüler des Gymnasiums Ernestinum und 16 des Lyzeums in der polnischen Partnerstadt Slawno in Slawno zusammengetroffen. Im Mittelpunkt standen das Kennenlernen über Sprachgrenzen hinweg und ein Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Stutthof.

„Nachdem wir erfahren hatten, das unsere geschätzte polnische Kollegin Dominika Maj leider nicht mehr für den Austausch zur Verfügung steht, da sie nach Deutschland gezogen ist, hatten wir Angst um den seit über 20 Jahren stattfindenden Austausch“, teilt Projektlehrerin Natalie Janz mit. „Doch erfreulicherweise hat das Lyzeum in Slawno eine neue sehr engagierte Kollegin für das Fach Deutsch bekommen können, Dominika Kubera, die sich sehr schnell bereit erklärt hat, den Austausch mit unserem Gymnasium fortzusetzen. Sie hat auch in kurzer Zeit 16 Schülerinnen und Schüler gefunden, die sehr gerne an der gemeinsamen Gedenkstättenarbeit teilnehmen wollten.“

Janz und ihr Kollege Ralf Käcks sind am 23.04.2017 mit acht Schülerinnen und Schülern von Minden mit dem Zug nach Slawno gefahren, wo die Schüler von Eltern und der neuen Direktorin herzlich in Empfang genommen wurden. Nachdem die Schüler eine Nacht bei ihren Gastfamilien verbracht hatten, sind sie am Morgen zum ersten Mal gemeinsam in die Partnerschule gegangen und konnten während eines Tags der offenen Tür einen sehr interessanten Einblick in die Unterrichtsfächer des Lyzeums erlangen und bereits erste Erfahrungen in der polnischen Sprache in Form eines kleinen Sprachkurses machen. Janz: „Dabei haben sich schnell bestimmte Floskeln (dzień dobry- Guten Tag, Smacznego- Guten Appetit) als hilfreich erwiesen.“

Am Nachmittag sind die Rintelner dann mit Frau Kubera und einer weiteren Kollegin des Lyzeums sowie den 16 Schülerinnen und Schülern nach Stutthof an der Ostsee aufgebrochen, wo die Schüler dann die folgenden vier Tage auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Stutthof eine Führung zu unterschiedlichen Themen (zum Beispiel Situation der Häftlinge) erstellt und an Opfer- und Täter-Akten gearbeitet haben. Janz: „Durch das Zusammenarbeiten an der gemeinsamen Geschichte und den gemeinsamen Aktivitäten sind die Schüler und Schülerinnen sehr schnell zusammengewachsen und haben sich trotz einiger sprachlicher Barrieren schnell angefreundet.“

Eines ist laut Janz sehr deutlich geworden: „Kaum einen der Schülerinnen und Schüler hat die Arbeit im ehemaligen Konzentrationslager unbeeindruckt gelassen, was unter anderem an den Ergebnissen der Arbeit in den gemischten Gruppen und auch an der Reflexionsrunde am letzten Tag in der Gedenkstätte zu erkennen war. Auch die sehr engagierte Hilfe von Herrn Chruscielski und einer deutschen jungen Frau, die dort ein Soziales Jahr ableistet, haben deutlich zum Gelingen der Auseinandersetzung mit der deutsch-polnischen Geschichte beigetragen.“
Gemeinsame Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel ein Ausritt und die zwei abschließenden erlebnisreichen Tage im wunderschönen Danzig haben weiterhin dazu beigetragen, dass es am Ende beim Abschied am Samstag im Hostel sehr traurige Gesichter gab. Janz: „Nun freuen sich all auf den Gegenbesuch der Partnerschule im September, bei dem wir ihnen Rinteln und den Landkreis zeigen und gemeinsam die Arbeit in der Gedenkstätte dokumentieren werden. Wir freuen uns sehr über die Förderung des Rintelner Vereins für Städtepartnerschaften e.V., da diese den Schülern die Möglichkeit eröffnet, an dieser aus unserer Sicht sehr wichtigen (vor allem aktuell im Hinblick auf die Entwicklungen in Europa) internationalen Zusammenarbeit an der gemeinsamen historischen Vergangenheit teilzunehmen. Wir möchten Sie auch recht herzlich zu unserer 200-Jahr-Feier am Ernestinum im August einladen, denn dort werden wir dieses Projekt auch noch einmal vorstellen.“