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Musikalische Zeichen der Freundschaft 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Slawno: Ernestinum Bigband und Blaskapelle aus Slawno be

Raum ist in der kleinsten Hütte: Majoretten-Tanzgruppe und Blaskapelle aus Slawno im Festzelt beim Erntefestauftakt in Wennenkamp. Foto: dil

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Rinteln/Slawno. Zwei wichtige kulturelle Botschafter von Slawno und Rinteln würdigen das Jubiläum 25 Jahre Städtepartnerschaft mit einem begeisternden Konzert im Brückentorsaal. Mehr als 200 Besucher spenden anhaltenden Beifall, als zum Schluss beide Bands ohne vorherige Probe zwei Lieder gemeinsam spielen. „Städtepartnerschaft wie sie sein soll, und die junge Generation macht mit“, machte Dietrich Lange, Vorsitzender des Rintelner Vereins für Städtepartnerschaften, erfreut Lust auf weitere 25 Jahre Freundschaft über Staatsgrenzen hinweg.
„25 Jahre Städtepartnerschaft, das wollen wir mit einem Festkonzert zelebrieren“, hieß Bürgermeister Thomas Priemer die Besucher im überraschend gut gefüllten Brückentorsaal willkommen (vorher nur 30 Anmeldungen). „In 25 Jahren ist aus der Partnerschaft eine Freundschaft geworden“, erwiderte Slawnos Bürgermeister Dr. Krzysztof Frankenstein. Dann war die Bühne frei für 15 Musiker aus Slawno und die fast doppelt so stark angetretene Bigband aus Rinteln. Und wer Blasmusik altmodisch findet, wurde hier eines Besseren belehrt.
Die Slawnoer setzen zwar zur Freude der älteren Zuhörer auch auf Gassenhauer wie den Radetzky-Marsch und „Berliner Luft“ zum Mitklatschen, lassen aber auch mit Pop-Evergreens wie „Bohemian Rhapsody“ von „Queen“ oder „I wanna hold your hand“ von den Beatles aufhorchen. Kapellmeister Maciej Poprawski spornt seine Musiker zu Top-Leistungen an, die Besucher fordert er dagegen vergeblich zum Tanzen auf. Und dazu kommt als Blickfang immer wieder die zehnköpfige Majoretten-Tanzgruppe, die in rot-weißen Kostümen und mit Federbäuschen besonders bei Rock ‚n‘ Roll und „Tequila“ eine gute Figur macht. Begeisterter Beifall, eine Zugabe, dann Umbaupause. Die Besucher stoßen im Foyer mit Sekt und Orangensaft auf das Jubiläum und den schönen Abend an.
Danach übernimmt Dirigent Daniel Ellermann mit seiner Bigband die Bühne. Einige Neuzugänge sind beiden Jugendlichen schon dabei, vier langjährige Mitglieder nehmen dagegen mit diesem Konzert Abschied von der Band, ziehen fürs Studium in andere Städte. Neue und bewährte Solisten treten musikalisch hervor: Simeon Schäffer und Emily Sanal begeistern als neues Gesangsduo und einzeln. Das Repertoire ist gut bekannt, aber auch neue und selten gespielte Titel kommen zu Gehör. Und nicht nur die vielen Eltern im Saal klatschen enthusiastisch Beifall. Die Adele-Hits „Set fire on the rain“ und „Sky fall“ sowie „Shine on my shoes“ von Robbie Williams werden zu besonderen Höhepunkten.
„Wir denken mit leuchtenden Augen gern an unsere Slawno-Tour 2015 zurück“, teilt Ellermann dem Publikum mit. „Dank der ausgezeichneten Organisation des Städtepartnerschaftsvereins wie auch bei unserer Kendal-Tour im Mai war es für uns jedes Mal ein tolles Erlebnis. Und wir sind deshalb in denn nächsten Jahren gern zu weiteren Schandtaten bereit.“ Um Nachwuchs braucht er sich bei seiner Band auch ohne Touranreize offenbar keine Sorgen zu machen: „In meinem Umfeld wachsen talentierte Sängerinnen scheinbar an den Bäumen, und ganz überraschen, gute neue Sänger stehen dem kaum nach.“
Dietrich Lange bedankte sich vor dem Finale bei beiden Bands, kündigte für 2018 schon den Besuch von Ellermanns Countryband „Daisy Town“ in Slawno zum 50. Blasmusikfestival der Slawnoer Feuerwehrkapelle an. „Aber nur, wenn der Bürgermeister uns dazu einlädt“, sagte Lange. Frankenstein kam sofort auf die Bühne und versicherte: „Ja, gerne.“ „Es wird über Pfingsten sein, ein ganzer Bus soll fahren, dazu ein schönes Rahmenprogramm. Fahren Sie mit“, rief Lange dem Publikum zu. „Und engagieren Sie sich im Städtepartnerschaftsverein“, hatte Priemer schon vorher appelliert. Sieben Besucher/innen holten sich daraufhin ein Beitrittsformular, die ersten sind inzwischen unterschrieben zurückgekommen. Zum Finale spielten beide Bands dann übrigens zu Noten der Bigband das Lied „Flip, flop and fly“.
Das ganze Wochenende mit dem Besuch der Blaskapelle und einer vierköpfigen offiziellen Delegation aus Slawno war ein voller Erfolg. Am Freitagabend spielte die Blaskapelle beim Erntefestauftakt in Wennenkamp. Organisator Friedel Garbe freute sich über so viele Besucher wie noch nie (auch aus einigen Nachbardörfern), und diese blieben sogar zwei Stunden länger als gewohnt, mit erfreulichen Auswirkungen auf den Bierumsatz. Kein Wunder, dass der Stadtbrandmeister mehr will und den Slawnoern zurief: „Wir laden Euch für 2020 ein, wenn wir unser 85-jähriges Bestehen der Ortsfeuerwehr feiern.“ Die Aussichten dafür stehen nicht schlecht, auch weil die neue Slawno-Beauftragte im Partnerschaftsverein, Dorota Kaczmarek, Garbes Nachbarin ist.
Eine besondere Beziehung hat die Slawnoer Blaskapelle zu Möllenbeck, vor allem aus den ersten 15 Jahren der Städtepartnerschaft. Deshalb besuchten die Musiker und Tänzerinnen am Samstag den Friedhof in Möllenbeck, um „Il Silenzio“ als kurze Serenade zu spielen und Grableuchten aufzustellen an den Gräbern der früheren Möllenbecker Musikzugleiter Manfred Umbach und Wilfried Schock. Danach ging es zum Seetorfriedhof ans Grab von Derk Steggewentz, dem Begründer und langjährigen Motor der Städtepartnerschaft mit Slawno. Auch dessen Grab ziert nun eine weiße Leuchte.
Große Freunde dann bei Poprawski und seinen Mitstreitern, als sie am Sonntag im Erntefestzelt von Möllenbeck auf zehn Mitglieder des Musikzugs der Feuerwehr Möllenbeck trafen. Viele ältere Musiker kannten sich noch gut, herzliche Umarmungen zeigten dies. Zunächst spielten beide Ensembles getrennt, dann zusammen mit „Go west“ als Zugabe vor den gut 80 Zuhörern, die nicht am gleichzeitigen Erntefestumzug teilnahmen. Den Festumzug hatten die Slawnoer dagegen bei der Auftaktrunde vom Sportplatz zum und dann durch den Klosterhof angeführt. Dabei sahen sie, dass es wegen Diskolärm von den Wagen und angesichts der Auspuffgase aus denn Traktoren besser war, direkt ins Festzelt zu wechseln. Kaum waren sie drin, fielen draußen die ersten Regentropfen. Alles fügte sich so zum besten. Glücklich reisten die Musiker noch vor der Ernterede heim, telefonierten von der Autobahn noch mal mit dem Dank dafür, wie gut das Wochenende auch für sie gelaufen war.
Zu diesem Programm gehörte auch ein musikalischer Gruß in der heiligen Messe der kath. Kirche St. Sturmius am Sonntagmorgen. Vor, während und nach der Messe genossen die Zuhörer die geistlichen Lieder der Slawnoer Kapelle bei der besonders guten Akustik des Gotteshauses. Danach stärkten sich die Gäste im Pfarrheim mit einem warmen Mittagessen, für die Bewirtung sorgte ein Team aus den polnisch-stämmigen Mitgliedern der Kirchengemeinde, organisiert von Ursula Mücke vom Partnerschaftsverein. Den Ausschank im Brückentorsaal hatten Burkhard und Urike Rohrsen, Roswitha Hoekstra und Vivienne Hoanaka-Lange vom Partnerschaftsverein übernommen. Vize-Vorsitzender Bernhard Priesmeier betreute die Delegation. Dietrich Lange dankte seinen Vorstandskollegen im Brückentorsaal für den tollen Einsatz.
Und wie geht es weiter? Ende Januar/Anfang Februar erwartet der Rintelner Carnevals-Verein eine Schülertanzgruppe aus Slawno zum Senioren- und Kinderkarneval im Brückentorsaal. Für Anfang Mai hat der SC Rinteln eine Jugendfußballmannschaft aus Slawno an den Steinanger eingeladen. Und über Pfingsten will der Partnerschaftsverein mit einer Busreisegruppe und der Countryband „Daisy Town“ nach Slawno. Besprochen wurde auch, ob es Berufspraktika für Hamelner und Rintelner BBS-Schüler in Slawno geben könnte. „Wir haben Berufsschulen für Holzberufe, Automechaniker und Gastronomie“, teilte der stellvertretende Bürgermeister Mieczeslaw Grabowski beim Abschlussessen am Sonntag im „Stadtkater“ mit. In Rinteln und Slawno wird in den nächsten Monaten ausgelotet, was da möglich ist und ob es dafür Interessenten gibt und wie die Sprachprobleme gelöst werden können. Entsprechende Betriebe für Praktika gibt es in Slawno jedenfalls.
Bürgermeister Priemer dankte abschließend den Slawnoern: „Es hat wieder viel Spaß gemacht mit Euch. Das Bild vom gemeinsamen Auftritt im Brückentorsaal werde ich in meinem Büro aufhängen. Ich bin mir sicher, dass wir uns bald wiedersehen. Euer Kapellmeister und Bürgermeister werden zusammen mit mir auf jeden Fall unterstützen, dass unsere Partnerschaft erfolgreich weitergeht.“ dil