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Idealer Botschafter der Freundschaft mit Kendal - Mike Middleton ist gestorben

Ein Engländer mit Stil und Charme: Mike Middleton in der Kluft von Sherlock Holmes mit dampfender Tabakspfeife. Foto: Kurth

Ein Engländer mit Stil und Charme: Mike Middleton in der Kluft von Sherlock Holmes mit dampfender Tabakspfeife. Foto: Kurth

Mehr als 25 Jahre untrennbar mit der von ihm gegründeten Städtepartnerschaft verbunden / Tausende von Kontakten vermittelt

Rinteln/Kendal. Er war der Gründer, Manager und ideale Repräsentant der Rintelner Städtepartnerschaft mit Kendal in England. Michael A. Middleton ist am 21. Oktober 2017 im Alter von 80 Jahren gestorben. Er hat sich mit Stil, Charme, Kontaktfreude, Organisationstalent und Akribie um die Völkerverständigung verdient gemacht, den Abbau von Vorurteilen durch tausende von Kontakten bewirkt, die in ungezählte bis heute andauernde Freundschaften gemündet sind.
Mike Middleton hat Kendal als Partnerstadt ausgewählt und die formelle Besiegelung der Partnerschaft 1992 vorbereitet. Das Ziel, nicht nur eine Partnerschaft der Rathäuser zu pflegen, hat er seither unermüdlich und erfolgreich verfolgt. Der Erfolg gibt ihm Recht: Mehrere tausend Menschen aus beiden Städten besuchten unter seiner Leitung die jeweilige Partnerstadt. Schulen, Musikgruppen, Sport, Kultur und besonders die Behindertenarbeit in beiden Städten haben davon profitiert. Bei den jährlichen Bürgermeisterwahlen in Kendal hat er die Glückwünsche des Rintelner Bürgermeisters überbracht. Die Stadt Kendal hat ihn für seine Verdienste um die Städtepartnerschaft bereits 2012 geehrt, die Stadt Rinteln tat dies ebenso wie unser Verein im Februar 2017.
„In Rinteln wie auch Kendal knüpfte Mike Middleton in 25 Jahren als Beigeordneter unseres Vereins für die Partnerschaft mit Kendal umfangreiche Netzwerke von Kontakten und Freundschaften, und er hatte noch viele Pläne für die Zukunft“, teilt Dietrich Lange, Vorsitzender des Rintelner Vereins für Städtepartnerschaften, mit. „Dieses großartige Werk zu pflegen und weiterzuentwickeln, ist unserem Verein Freude und Verpflichtung zugleich. Wir haben dafür viel von Mike Middleton gelernt. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Spurensuche: Michael Anthony Middleton wurde am 17. November 1936 in London geboren, war stolz darauf, sich deshalb „Cockney“ nennen zu dürfen. Und darauf, dass er Ehrenbürger Londons war. Auch optisch bleibt Mike Middleton vielen als typischer Engländer in Erinnerung – vor allem wegen seiner Sherlock-Holmes-Kluft und der nahezu ständig dampfenden Tabakpfeife. Das Tee mit Milch und „Fish and Chips“ zu seinen Lieblingsgenüssen zählten, passt ins Bild. Doch Verkleidungen liebte der wandlungsfähige Middleton auch so: Einst trat er in dem von ihm mitgegründeten Männerballett des Rintelner Carnevals-Vereins auf, zog im Dress des Rintelner Nachtwächters bei der Torchlight Procession durch Kendal. Im dunklen Anzug mit Krawatte machte er als Sänger beim Madrigal-Chor, dem Johannis-Chor und zuletzt sowie anfangs beim Männerchor der Vereinigten Chöre Rinteln (früher „Liedertafel“) eine gute Figur. Aktiv war er im Briefmarkensammlerverein und bei der CDU. Kurzum: wandlungsfähig, beständig, humorvoll und vor allem nie langweilig. Sportlich betätigte sich Middleton schon im Studium wie auch später beim Wassersportverein Rinteln als Ruderer – allerdings mit Maßen.
Zu seinem beruflichen Werdegang recherchierte Cornelia Kurth (Schaumburger Zeitung) für ein Portrait im Magazin „Rinteln überrascht“: „Als junger Mann war er nach dem Studium Lehrer für Deutsch und Französisch an der äußerst renommierten Harrow-School, einer der beiden Londoner Schulen für angehende Größen (auch Churchill gehörte einst zu den Schülern). Aus Lust auf Veränderung und auch, weil er in zwischen seine Frau kennengelernt hatte, eine Fremdsprachenkorrespondentin aus Schwaben, bewarb er sich 1970 für die Fachleiterstelle an der Prince Rupert School in Wilhelmshaven, die später nach Rinteln verlegt wurde.“
Zu Middletons nebenberuflichen Aufgaben an der Prince Rupert School in Rinteln gehörte es, Kontakte zwischen der britischen Schule und und den Rintelnern zu knüpfen sowie eine Freundschaft zum Gymnasium Ernestinum aufzubauen. „Etwas unbefriedigend war es allerdings, dass er seine jungen britischen Schüler immer so schnell aus den Augen verlor“, schrieb Cornelia Kurth. „Sie kamen aus England nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo ihre Väter bei der Britischen Rhein-Armee stationiert waren, und zogen oft schon nach kurzer Zeit weiter bis hin nach Kenia, Zypern oder Hongkong, je nach Befehl.“
„1987 wechselte Mike Middleton den Beruf und wurde vom Standort Herford aus der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit der britischen Armee. Dienstreisen führten ihn in den Kosovo, nach Bosnien und Zypern, damit er den deutschen Medien entsprechende Berichte zukommen lassen konnte“, berichtete Cornelia Kurth. Das britische Militär ist vor Jahren abgezogen (in Rinteln das Britische Militär-Hospital 1996), die Prince Rupert School wurde 2014 geschlossen. Mike Middleton blieb in Rinteln, bezeichnete sich in E-Mails nach England gern als letzten Außenposten der Armee des Vereinigten Königreiches an der Weser.
So geschichtsbewusst Mike Middleton war, so sehr war er auch Neuem und vor allem den Menschen zugewandt. Die Gründung und Betreuung der Städtepartnerschaft mit Kendal war zuletzt mehr als 25 Jahre seine Leidenschaft. Kontaktfreude, Organisationstalent, Fleiß und Akribie zeichneten ihn aus. „Legendär sind seine minutiösen Reisepläne für Gruppen aus und nach Kendal, stets mit der Erklärung der Andersartigkeit des Lebens auf der Insel (Linksverkehr, Geld, Längenmaße, Wetter usw.)“, erinnert sich Dietrich Lange. „Kaum etwas blieb dem Zufall überlassen, und wenn es anders kam als geplant, hatte Mike immer schnell eine Lösung parat. Und dazu sein verschmitztes Lächeln, sein leiser feiner Spott. Das alles werden wir vermissen.“
Mike Middletons Wirken wurde nicht nur von vielen geliebt, es fand auch offizielle Anerkennung. Die Stadt Kendal ehrte ihn 2012, überreicht vom damaligen Bürgermeister John Willshaw bei der Feier des 20-jährigen Bestehens. Rintelns Bürgermeister Thomas Priemer zeichnete Middleton beim Neujahrsempfang 2017 aus Anlass des 25-jährigen Bestehens aus. Der Rintelner Verein für Städtepartnerschaft dankte Mike Middleton für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft mit einer Ehrenurkunde. Zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft für langjährige Verdienste kam es nicht mehr, denn Mike Middleton war bis zuletzt amtierender Beigeordneter für die Städtepartnerschaft Rintelns mit Kendal, pflichtbewusst und noch immer voller Pläne.
Zur Trauerfeier am 4. November 2017 reisen auch der aktuelle Bürgermeister von Kendal, Andy Blackman, und die Vorsitzende des dortigen Partnerschaftsvereins, Diane Innes, an. Blackman würdigte schon vorab die Leistung Middletons: „Er wird ohne Zweifel vermisst werden. Und Kendal hat viele Gründe dankbar zu sein für seine Beiträge zur Gründung der Städtepartnerschaft sowie seinen Einsatz für deren Pflege und Erhalt über 25 Jahre. Sein Tod macht uns sehr traurig.“ dil