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Viermal volle Gospelpower für Kendal

Sven Rundfeldt aus Rinteln am Piano, Dirigentin Vicky aus Kendal auf dem Pult: Der Lakes Gospel Choir und der Gospelchor "Gospelicious" aus Rinteln in der anglikanischen Kirche St. George in Kendal. Foto: Lange

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Städtepartnerschaft: Chor „Gospelicious“ aus Rinteln begeistert mit vier Auftritten / Perfektes Duo mit „Lakes Gospel Choir“

Rinteln/Kendal. „Besser geht‘s nicht“, lautet die Bilanz der fünftägigen Konzertreise des Rintelner Gospelchors „Gospelicious“ in die englische Partnerstadt Kendal. Sonniges Wetter, große Gastfreundschaft, perfekte Kooperation mit den neuen Freunden vom „Lakes Gospel Choir“, ein bewegender Auftritt bei der Behindertenbetreuung „WOSP“, relativ große Zuhörerzahlen, beeindruckende Ausflüge in den herbstlich bunten Lake District – die Begeisterung der 40 Mitreisenden war groß. Alle freuen sich auf den Gegenbesuch des Lakes Gospel Choir vom 19. bis 22. Oktober in Rinteln.

Frühmorgens per Bus nach Amsterdam, Flug nach Manchester, Bus nach Kendal, und abends gleich Konzert in der anglikanischen Kirche St. George vor mehr als 100 Zuhörern: der erste Tag war sehr anstrengend. Doch der Gastgeberchor bereitete in der Kirchenküche ein leckeres englisches Büfett, dann konnte es mit voller Kraft losgehen. Die Rintelner Dirigenten Kyra und Sven Rundfeldt (auch am Piano) trieben ihren 30-köpfigen Chor zu Höchstleistungen an und animierten das zunächst britisch reservierte Publikum zum Mitklatschen und Tanzen.

„Das war fabelhaft, nun wird es für uns schwer“, meinte Dirigentin Diane France vom Lakes Gospel Choir, als sie ihren Chor den zweiten Teil beginnen ließ. Doch mit Begleitmusik vom Band rissen die ebenfalls rund 30 Sängerinnen und Sänger aus Bowness, Windermere, Kendal und Umgebung die Zuhörer zu Beifallsstürmen hin. Und als zum Schluss beide Chöre mit ihren 60 Stimmen das Kirchenschiff fast zum Beben brachten, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr, wurden Zugaben gefordert und gegeben.

Nach einer etwas kurzen Nacht in der rustikalen Jugendherberge Kendal ging es am Sonntagmorgen in den Gottesdienst der mit Rintelns reformierter Kirchengemeinde befreundeten United Reformed Church-Gemeinde, die in die Methodisten-Kirche am Strickland Gate umgezogen ist. Richard Pealing warf projizierte Rinteln-Ansichten auf zwei Leinwände, und darunter sang „Gospelicious“ vier Lieder im Gottesdienst von Pastorin Reverend Pam Noonan und einem weiteren Priester. Die überraschten rund 80 Gottesdienstbesucher spendeten am Ende reichlich Beifall, die Gemeinde lud dankbar zu Tee und Kaffee mit Keksen ein. Viele Kendaler suchten das Gespräch mit den Rintelnern.

Am Nachmittag luden der neue Bürgermeister Guy Tirvengadum und sein Vorgänger Andy Blackman zur Rathaus-Besichtigung sowie einem Stadtrundgang mit einem Heimathistoriker und neunfachen Buchautoren vom Bürgerverein ein. Viel neues Wissen und tolle Eindrücke waren die Bilanz. In weißen Handschuhen durften alle auch die Stadtschätze wie Schwert, Streitkolben und Tafelsilber in die Hand nehmen. Der Bürgermeister selbst reichte die Getränke, ganz im Sinne eines Staatsdieners. Guy Tirvengadum nahm mit seiner sympathischen Frau Helen auch am gemeinsamen Abendessen mit Frances Corrie und weiteren Vertretern des Kendaler Partnerschaftskomitees, sowie Fiona (Lakes Gospel Choir) und Jonathan Brooke (South Lakeland Kreistag) teil. Tirvengadum will sich für weitere Kontakte Kendaler Gruppen nach Rinteln einsetzen und lud zu Gegenbesuchen ein.

Der Montagmorgen führte zur Behinderteneinrichtung WOSP, die seit mehr als zehn Jahren mit der Rintelner Lebenshife eine Partnerschaft pflegt. Die neue Chefin Mandy Cleasby begrüßte die Rinteln, die dann vor rund 30 Behinderten 45 Minuten lang Gospels zum Mitsingen und Klatschen präsentierten. Die erwachsenen WOSP-Schützlinge machten sofort begeistert mit. „Das wärmt das Herz“, freuten sich die Rintelner über diesen kleinen, aber sehr feinen Erfolg.

Mittags wurde die Eisenbahn nach Windermere genommen, um dort drei Kilometer hinunter an den Lake Windermere zu wandern. Nach Bootstouren, Besuchen bei Familie Dixon (früher sehr aktiv in der Städtepartnerschaft), Spaziergängen und Einkehr in der Gastronomie ging es zum Church Centre, wo der Lakes Gospel Choir mit Getränken und vorbestellter Pizza auf die Gäste wartete. Eine gemeinsame öffentliche Probe schloss sich an. Ergebnis: zwei perfekt harmonierende Chöre, die bewegungsintensiv mitreißende Auftritte hinlegen können. Kein Wunder, dass das Plakat für das Steinberger Konzert der bevorstehenden Rintelner Gospeltage den Titel trägt „Doppelte Gospelpower“. „Man konnte nicht mehr erkennen, wer zu welchem Chor gehört“, staunte Dietrich Lange, Vorsitzender des Rintelner Vereins für Städtepartnerschaften, beim Zuhören. Die Gastgeber waren so angetan, dass sie den Rintelner nachts mit all ihren Autos Transporte zum zwei Kilometer bergauf liegenden Bahnhof gewährten, als es zum einzigen Mal während der Reise draußen kräftig regnete.

Der Dienstag war komplett für einen Busausflug in den Lake District reserviert. Über den höchsten Straßenpass Englands (Kirkstone Pass) zum idyllischen Ullswater-See, dann in die gemütlich altenglische Stadt Keswick, an den in einsamer Berglandschaft liegenden See Buttermere, zum Lebkuchenkauf nach Grasmere und zurück nach Kendal. Diane Innes, frühere Vorsitzende des Kendaler Partnerschaftskomitees, gab als Führerin interessante Informationen.

Der Abend wurde in einem neu eröffneten Klubzimmer des Kendaler Brauerei-Pubs Tap Factory bei dessen Besitzer Ronnie Mullin verbracht. Hier wurden „real Ales“ (wahre Biere) aus der Region verkostet, und dazu stimmte der Chor spontan einige Lieder an. Dietrich Lange traf noch einmal zu Gesprächen Kendalern wie Ex-Schulleiter Paul Gardener, Mike Mason von der Kendal Boys Brigade, Jim Quincey und John Lowther von der Kendal Concert Band (sie will 2020 nach Rinteln kommen) sowie Andy Blackman (Lakes Gospel Choir und örtliche Wanderer-Gemeinschaft) zusammen. Neue Projekte wurden besprochen. Lange: „Aber leider konnte nichts konkret für 2019 vereinbart werden. Doch immerhin sind alle bemüht, den Kontakte vor allem im Brexit-Jahr 2019 nicht abreißen zu lassen.“ Bürgermeister Guy Tirvengadum will außerdem den in Rinteln unvergessenen Amabile Girls Choir wieder für Kontakte an die Weser interessieren. „Meine älteste Tochter war im Chor, die jüngste ist dort jetzt aktiv“, erklärte er, wie gut seine Kontakte zu Chorleiterin Rachel Little schon sind. „All das lässt hoffen“, freute sich Lange.

Der Chor „Gospelicious“ war vom gesamten Programm und dem reibungslosen Ablauf bis zur Rückkehr in Rinteln begeistert. Das Ehepaar Rundfeldt dankte im Namen aller und mit viel Beifall den Hauptorganisatoren Astrid Rath (vom Chor) und Dietrich Lange (vom Partnerschaftsverein) für die nun schon zwei Jahre währende Vorarbeit und aktuelle Betreuung. Lange erwiderte den Dank „an die perfekten Botschafter Rintelns“ unter Leitung von zwei Dirigenten, „wie man sie sich besser und emotionaler nicht wünschen kann“. Nun freuen sich alle auf das Wiedersehen mit dem Lakes Gospel Choir und neue Projekte in den Folgejahren.