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Zwei Tonnen schwer und mit Pommerns Greif

Lutz Heinze (l. ) und Horst Lohse (r.) zeigen, wohin das steinerne Greifenbild soll. Paul Egon Mense vom Kapellenvorstand schaut zu. Foto: dil

Lutz Heinze (l. ) und Horst Lohse (r.) zeigen, wohin das steinerne Greifenbild soll. Paul Egon Mense vom Kapellenvorstand schaut zu. Foto: dil

Todenmann (dil). Manchmal muss der Zufall nachhelfen, um einen Glücksfall für beide Seiten herbeizuführen. Horst Lohse und Lutz Heinze geben dafür ein aktuelles Beispiel, sichtbar wird es am 16. September. Dann enthüllt Lohse vor der Josua-Stegmann-Kapelle in Todenmann einen Gedenkstein mit Relief – der pommersche Greif auf einem Findling aus dem Wesertal. Eine Lösung mjt der zum Anlass passenden Symbolik.

Seit 1994 treffen sich bin Todenmann ehemalige Heimatvertriebene aus Kusserow und Wusterwitz im früheren pommerschen Landkreis Schlawe, heute Slawno. Die polnische Kreisstadt ist bekanntlich seit 1992 Partnerstadt von Rinteln. Erst 1957 durften die dort zurückgehaltenen deutschen Einwohner in den Westen ausreisen. Lohse zog zunächst zu seiner Schwester in der DDR, dann besuchte er seinen Bruder im Lazarett in Rinteln und wurde in der Weserstadt ansässig. Viele kennen ihn als Bäckermeister, der jahrelang auch die Rintelner Ackerbürger am Backofen unterstützte.

„Der Zusammenhalt dieser Gemeinschaft war in schweren Zeiten und auch danach im Westen immer groß“, erzählt Lohse. „Jetzt treffen wir uns am 15. und 16. September zum zehnten Mal.“ Da die Gemeinschaft altersbedingt stetig schrumpft und die Nachkommen daran kein großes Interesse mehr zeigen, sollte noch einmal ein Ausrufezeichen gesetzt werden.

Für Lohse begann die Idee damit, dass er seit Jahren einen zwei Tonnen schweren Findling in seinem Garten liegen hat, einst ein Geschenk seines Kegelklubs zum Geburtstag. Dieses Schwergewicht wollte er gern zum Gedenkstein für die Treffen der Gemeinschaft aus Kusserow und Wusterwitz machen. Aber wie hieft man ihn nach Todenmann?

Lohses Anfrage bei Steinmetzmeister Werner Wallbaum brachte eine Absage – zu schwer für dortiges Gerät. Aber Wallbaum fragte zurück, ob Lohse ein Steinbild im Schuppen des Betriebs identifizieren könne. „Das ist der pommersche Greif“, strahlte Lohse und dachte, der passt doch ideal auf den Gedenkstein.

Nun gehört die Steinplatte dem Schwiegersohn Wallbaums, Lutz Heinze. Dieser hat 2007 vor seiner Meisterprüfung dieses Motiv als Übungsstück aus einer gut 15 Kilogramm schweren Platte aus Udelfanger Sandstein (Eifel) gehauen, danach mit einem anderen Stück die Meisterprüfung bestanden. Der Ausbilder an der Meisterschule in Königslutter am Elm stammte aus Greifswald, hatte deshalb dieses Motiv angeregt. „Und der Greifswalder Greif ist genau so wie der pommersche“, stellt Lohse fest. Heinze war bereit, dem steinernen Greifvogelbild einen besseren Platz als in seinem Schuppen zu gönnen. Und Lohse gab die Aufgabe formell in Auftrag.

Gestern wurde Maß genommen an dem Stein, den inzwischen das Technische Hilfswerk, Ortsgruppe Rinteln, mit seinem neuen Fahrzeug nach Todenmann versetzt hat. Dort thront der Findling nun in einer ausgehobenen Mulde über der Ortsdurchfahrt. Gleich daneben ein anderes Sandsteinrelief mit einem Schiff darauf. Kirchenvorstand Paul Egon Mense schaute gestern kurz vorbei und bestätigte, dass die Kapellengemeinde Todenmann der Platzierung des Gedenksteins zugestimmt habe.

„Nächste Woche werde ich das rund 40 mal 40 Zentimeter große Steinbild aufsetzen“, kündigte Heinze an. Das bedeutet, er bohrt von hinten zwei Löcher durch den Findling, setzt Edelstahlstangen ein, an deren Spitze auf der anderen Seite dann das Relief aufgesetzt wird. Das soll nur wenige Stunden dauern, sagt der seit 36 Jahren in Rinteln ansässige Steinmetzmeister.

Die Enthüllung des Gedenksteins soll der Höhepunkt des zehnten Treffens der Kusserower und Wusterwitzer in Todenmann sein. Die Zusammenkunft, zu der sich bereits rund 50 Gäste aus allen teilen Deutschlands angemeldet haben, beginnt am Samstag, 15. September, um 19 Uhr mit einem Tanzabend im Gasthaus „Zur Linde“, zu dem Alleinunterhalter Armin Schroer aufspielt.

Am Sonntag, 16. September, hält Pastorin Gundula Sievert um 10 Uhr den Gottesdienst in der Josua-Stegmann-Kapelle. Es folgt die Enthüllung um 11 Uhr. Mit Mittagessen und Kaffeetrinken im Gasthaus „Zur Linde“ klingt das Treffen aus, bei dem vor allem Erinnerungen ausgetauscht werden sollen.