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Sprachkenntnisse verbessert und andere Kultur kennengelernt

Selfie mit Lehrerin Roswitha Hoekstra (rechts): die beiden Praktikantinnen Yvonne (links) und Josi. Foto: privat

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Zwei angehende Heilerziehungspflegerinnen absolvieren Praktikum bei Behindertenbetreuung in Kendal und sind begeistert

Rinteln/Kendal. Die Berufsschülerinnen Josephine Linne und Yvonne Möhl von der Elisabeth-Selbert-Schule in Hameln haben vom 19. September bis 11. Oktober 2017 ein Auslandspraktikum bei der Behindertenbetreuung W.O.S.P. in Rintelns englischer Partnerstadt Kendal absolviert. Während ihrer Ausbildung zu Heilerziehungspflegerinnen waren sie von ihrer Englischlehrerin Roswitha Hoekstra über die Möglichkeit der Unterstützung durch das EU-Programm Erasmus plus mit direktem Bezug zu ihrem Ausbildungsberuf informiert worden.

Die beiden Schülerinnen berichten: „Der Perspektivenwechsel, die Verbesserung der Sprache, eine neue Kultur kennen lernen, den eigenen Beruf und den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen in einem anderen Land erleben, all das waren Gründe, wegen denen wir uns letztendlich für das dreiwöchige Praktikum entschieden haben. Die Zusage für das Praktikum hat uns sehr gefreut, und wir konnten kaum erwarten loszufliegen. Dennoch hatten wir vor Antritt der Reise gemischte Gefühle und waren sehr aufgeregt, wie es werden würde, in einem fremden Land zu sein und trotz der eventuellen Sprachbarriere dort zu arbeiten.“

Gewohnt haben die beiden Schülerinnen bei einer Gastfamilie, die sich sehr herzlich um sie gekümmert hat. So hatten sie das Glück, das alltägliche englische Leben kennen lernen zu können und kamen in den Genuss des für sie leckeren englischen Essens. Sie schreiben: „Jede von uns hatte ein eigenes Zimmer, dennoch entschieden wir uns, zusammen in ein Zimmer zu ziehen. Unsere Gastmutter kochte jeden Tag nach dem Praktikum für uns und nahm uns mit zum Sport, stellte uns ihren Kindern und auch Freunden vor und erzählte uns viel über Kendal. Unsere Gastfamilie war auch sehr interessiert an unserem Leben in Deutschland, was die Unterschiede zu Kendal waren, was bestimmte Wörter auf Deutsch heißen, wie unsere Ausbildung abläuft. Sie erzählten uns auch, dass sie Mitglieder im Städtepartnerschaftverein sind und bereits in Rinteln waren. Auch dies sorgte für genug Gesprächsstoff. Wir haben immer noch Kontakt zu unserer Gastfamilie und freuen uns sehr darauf, sie im nächsten Jahr in Deutschland wiederzutreffen.“

„Unsere Nervosität legte sich schnell, da die Menschen in Kendal und vor allem in unserer Praktikumsstelle sehr freundlich und geduldig mit uns waren“, fahren die Schülerinnen fort. „Wir wurden nie komisch angeguckt, wenn unser Englisch nicht ganz richtig war oder wir sie nicht sofort verstanden hatten. Stattdessen sprachen sie mit uns langsamer und deutlicher und wiederholten Wörter oder Sätze oder benutzten andere, um uns das Verstehen einfacher zu machen.“ Die Mitarbeiter in der Praktikumsstelle haben sich sehr bemüht, den Schülerinnen eine tolle Zeit in England zu bereiten. „Sie nahmen uns oft mit zu Ausflügen und überlegten gründlich, wo wir hinfahren konnten, um uns eine Freude zu machen“, teilen die Schülerinnen mit. „Der Lake District in unmittelbarer Nähe bietet sehr viele Möglichkeiten Exkursionen zu machen. Es gibt viele wunderschöne Seen und Berge, wir waren segeln und wandern und haben atemberaubende Aussichten genießen dürfen. Wir waren an der Irischen See in Morecambe und sahen den zweithöchsten Pub in England. Auch am Wochenende haben wir uns privat mit Mitarbeitern getroffen und waren in Keswick paddle boarding. Wir hatten sehr viel Spaß und waren froh, dass wir uns so gut mit unseren Kollegen verstanden haben.“

„Wir haben uns vorgenommen, während unseres Auslandsaufenthaltes so viel zu erleben wie möglich, und somit haben wir die Wochenenden genutzt, um Kendal und die Umgebung zu erkunden“, berichten die Schülerinnen. Sie sind nach Lancaster gefahren und haben einen Tag in Edinburgh (Schottland) verbracht. Da Kendal nah an der Grenze zu Schottland liegt, war es einfach für beide, das Schottland mit dem Zug zu erreichen. „Edinburgh war ein großes Highlight und wir haben uns sofort in die Stadt verliebt“, schwärmen sie.

„Wir sind beide sehr dankbar für die Möglichkeit, solch ein Auslandspraktikum zu absolvieren, das uns durch Erasmus plus, die Elisabeth-Selbert Schule Hameln und auch unserer Lehrerin Frau Hoekstra geboten wurde“, bilanzieren die Schülerinnen. „Und sind trotz der anfänglichen Bedenken sehr froh, diese Chance ergriffen zu haben. Wir sind der Meinung, dass ein Auslandspraktikum ein toller Perspektivenwechsel ist und man einen ganz neuen Blick auf die eigene Arbeit bekommt sowie Möglichkeiten erhält, diese zu verbessern. Deshalb würden wir auch jedem anderen Schüler raten, ein Auslandspraktikum zu machen, da es aus unserer Sicht nur Vorteile bringt. Nicht nur, dass man persönlich an der Aufgabe wächst, in einem fremden Land zu arbeiten und mit der Sprache klar zu kommen, auch dass man seine eigene Arbeit ganz anders reflektiert, da man so viele neue Eindrücke bekommt.“

An ihrem ersten Arbeitstag hatten die Schülerinnen Gelegenheit, sich einen ersten Eindruck der Einrichtungen des Day Centers ,,Horticare" , ,,Whinfell" und ,,W.O.S.P" zu verschaffen. Sie schreiben: „Die Mitarbeiter haben uns sehr freundlich empfangen und uns Willkommen geheißen. Wir haben uns sofort wohl gefühlt sowie uns mit den Teilnehmern und dem Personal vertraut gemacht. Nach unserem ersten Tag waren wir sehr erleichtert, dass alle Mitarbeiter sehr aufgeschlossen waren und uns darüber informiert haben , was die nächsten 3 Wochen auf uns zu kommt.“

Am Tag danach ging es für beide in die Einrichtungen von Whinfell (Josi) und Horticare (Yvonne). Bei Whinfell werden hauptsächlich kreative Dinge gestaltet, wo sich die Teilnehmer im kreativen Bereich austoben und ihren Fantasien freien Lauf lassen können. Es wird gemalt, gebastelt und mit Farben experimentiert. Jeden Mittwoch machte Whinfell mit den Teilnehmern einen Tagesausflug , z. B in die Stadt Windermere zum Bootsausflug.

„Horticare ist eine Gärtnerei , dort pflanzen die Teilnehmer Blumen ein oder bestücken Blumenkästen für die Stadt Kendal“, berichten die Schülerinnen. „Darüber hinaus hat Horticare insgesamt drei große Gewächshäuser,in denen die Pflanzen und Blumen gesät und aufgezogen werden. Die letzte Woche haben wir unser Praktikum zusammen bei W.O.S.P absolviert. Dies ist u. a.ein Secondhandshop. Dort arbeiten die Menschen mit Beeinträchtigung von 9 bis 16 Uhr und nehmen z. B. Druckaufträge an, die bearbeitet werden. Sie basteln kreative Papiertüten oder Weihnachtskarten für den Weihnachtsmarkt in Rinteln (Lebenshilfe), zu dem jedes Jahr zur Weihnachtszeit 2 Betreuer und 2 oder 3 Service Users kommen, um dort Tee, Geschenkartikel oder kleine Mitbringsel aus Kendal zu verkaufen. Auch hier wird jeden Dienstag ein Ausflug mit den Teilnehmern gemacht, mal fahren die Teilnehmer und Service User nach Windermere oder auch mal gemeinsam schwimmen.“

Die Mitarbeiter der Einrichtungen haben das letzte Wochenende privat mit den Schülerinnen einen Ausflug zum Lake Distrikt gemacht. Vorher wurde gemeinsam gefrühstückt und sich gestärkt für das anschließende Paddle Boarding auf dem Lake Windermere. Fazit: „Wir hatten somit nochmal die Möglichkeit, die Service User außerhalb der Arbeit ein bisschen besser kennenzulernen. Es war ein toller Abschluss für uns. An unserem letzten Arbeitstag bekamen wir von den Teilnehmern und Mitarbeiten noch ganz viele Dankeskarten und kleine Abschiedsgeschenke. Wir hatten eine tolle Zeit! Wir haben viele Eindrücke sammeln können und sind für alle Erfahrungen, die wir machen durften, sehr dankbar.“

Und die Schlussbewertung der beiden Schülerinnen: „Die Zeit in Kendal hat uns menschlich, aber auch in Bezug auf die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen sehr gefördert und wir hatten die Möglichkeit,die Arbeit , die Gesellschaft und die Sprache kennenzulernen. Die Unterschiede sind uns stark aufgefallen, wir haben schon in der ersten Wochen festgestellt, dass die Menschen mit Behinderung viel stärker in die Öffentlichkeit treten. Der Shop ,,W.O.S.P" liegt z. B. mitten in der Innenstadt von Kendal. Die Teilnehmer haben somit viel mehr die Möglichkeit in die Öffentlichkeit zu treten und sich demnach besser und schneller in die Gesellschaft zu integrieren. Anders als in Deutschland, wo die Einrichtungen, Heime oder Außenwohngruppen oft weit abgelegen von Wohnsiedlungen oder der Stadt liegen. Die Stimmung der Service User und der Betreuer war während der Arbeitszeit, unserer Meinung nach, auch freundlicher und entspannter.“

Was empfehlen die beiden Praktikantinnen für die Zukunft? „Wir sind sehr dankbar für die Zeit, die wir in Kendal verbringen durften und würden jedem raten, dem solch eine Chance geboten wird, diese zu nutzen“, schreiben Josi und Yvonne. „Wir hoffen, dass Erasmus den Schülern/innen weiterhin die Möglichkeit bietet, andere Länder zu bereisen, um dort die Arbeit, die Sprache und vor allem die Menschen kennenzulernen.“