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Sicherheit und Selbstvertrauen in Englisch verbessert

Auszubildende Candy Willmer absolviert drei Wochen Praktikum in Kendaler Einrichtungen

Rinteln/Kendal. Vier Monate sind seit meinem Praktikum in Kendal jetzt schon vergangen.
„Monate, in denen ich mich wieder an den Rechtsverkehr und die niedrigere Empathie Tee gegenüber gewöhnt habe“, teilt Candy Willmer rückblickend mit. „Anfang Dezember gab es sogar schon das Wiedersehen mit Klienten, Kollegen und meiner Gastmutter bei der Weihnachtsfeier der Lebenshilfe in Rinteln.“ Aber nun einmal von Anfang an mit der Berufspraktikantin, die bei der Behinderteneinrichtung WOSP in Kendal gearbeitet hat.

Candy schreibt: „Ich bin auszubildende Heilerziehungspflegerin und habe im Rahmen meiner Ausbildung im Oktober 2018 ein dreiwöchiges Praktikum bei WOSP, Horticare und Whinfell, drei Einrichtungen der Cumbria Care, absolviert.“
Am 8. Oktober ging es los – nach einer turbulenten Nacht in Hamburg ist Candy das erste Mal in ihrem Leben geflogen. Ziel: Manchester Airport. Nachdem der Flug überstanden war, ging es direkt nach Kendal zur ersten Gastfamilie (nach anderthalb Wochen wurden die Gastfamilien einmal gewechselt). Und noch am selben Tag wurden zwei der Einrichtungen und das Zentrum von Kendal erkundet.
„Den ersten Teil meines Praktikums habe ich bei WOSP absolviert“, fährt Candy fort. „WOSP ist ein integrativer Charity Shop, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam arbeiten. Außerdem werden dort fast täglich verschiedene Angebote und Ausflüge, beispielsweise Schwimmen, angeboten. Bei Horticare stellt die Arbeit im gärtnerischen Bereich den Schwerpunkt. Ich glaube, dass ich noch nie in meinem Leben so viel mit Pflanzen zu tun hatte. Aber auch hier gibt es Angebote wie das wöchentliche Jazz Dance.“
Während Candy bei Whinfell war, konnte sie jeden Tag an einem Ausflug mit der Ausflugsgruppe teilnehmen. So ging es unter anderem zum Crazy Mini Golf und zum Wandern nach Langdale. „Ich habe dort gelernt, dass die Arbeit im Vergleich zu Deutschland ganz anders ist, obwohl nur wenige Dinge variieren und die Grundhaltungen fast die gleichen sind“, erklärt Candy. „Zum einen gab es in England viel mehr Personal, sodass der Personalschlüssel viel angenehmer war. Bei Whinfell sind durchschnittlich drei Fachkräfte mit sechs Klienten mitgefahren. Außerdem ist die Mentalität der Fachkräfte spürbar anders. Es herrscht viel weniger Stress und viel mehr Ruhe und Harmonie, auch wenn es mal drunter und drüber geht. Auch die Mittel, die zur Verfügung stehen, sind ganz andere. Obwohl die einzelnen Einrichtungen nicht groß sind, werden fast jeden Tag verschiedene Aktivitäten und Ausflüge angeboten, wodurch ein großer Beitrag zur Integration in die Gesellschaft geleistet wird.“
Vor dem Praktikum war eine Teilnahme an einem schulinternen interkulturellen Training erforderlich. Dort wurden unter anderem Wünsche und Erwartungen, aber auch Ängste bezüglich des Auslandsaufenthaltes besprochen. Ein großer Teil dieses Trainings war auch, dass die gängigen Vorurteile dem Einreiseland gegenüber aufgeschrieben wurden, wie „Deutsche rennen mit Lederhose und Bier in der Hand durchs Leben“. Bei dem Plakat für England gab es drei Schwerpunkte – Höflichkeit, schlechtes Essen und natürlich Tee.

„Alle Menschen, denen ich während meines Aufenthaltes begegnet bin, waren sehr nett und höflich mir gegenüber, und es hat mir viel Spaß gemacht, dort zu arbeiten und zu leben“, zieht Candy Bilanz. „Auch die Gasteltern waren sehr bemüht, die Zeit so schön wie möglich zu gestalten. Nachdem ein Ausflug zu einem buddhistischen Tempel leider nicht geklappt hat, sind meine Gasteltern mit mir am Tag vor dem Abflug extra noch den weiten Weg nach Ulverston gefahren, damit ich diese Erfahrung mitnehmen kann.“
Das zweite Vorurteil kann Candy definitiv nicht bestätigen: „Ich persönlich finde englisches Essen toll. Mittlerweile esse ich auch Pommes nicht mehr mit Ketchup, sondern immer mit Essig und Salz. Das Vorurteil, dass Engländer den ganzen Tag nur Tee trinken, kann ich zwar nicht für jeden Einzelnen bestätigen, aber in regelmäßigen, sehr kurzen Abständen wurde immer wieder Tee getrunken.“
Insgesamt hat Candy aus der Zeit in England sehr viel mitnehmen können: „Dort waren zwar meine Gasteltern und Ansprechpartner in den Einrichtungen, aber ich war auch viel auf mich selbst gestellt. Es wurde alles gezeigt und erklärt und mir wurde bei der Arbeit auch viel Verantwortung zugetraut. Da immer mal wieder Pläne durchkreuzt werden und man keinen Tag vorher durchstrukturieren kann, ist man dort fast schon gezwungen, Flexibilität zu zeigen und Situationen so hinzunehmen, wie sie kommen und am Ende das Beste daraus zu machen. Ich denke, dass mir diese Erfahrung auch für meine berufliche Zukunft sehr viel gebracht hat und freue mich sehr, dass ich diese Möglichkeit erhalten habe. Auch sprachlich hat es mir sehr geholfen. Ich lerne bereits seit meinem 8. Lebensjahr Englisch, war allerdings noch nie in einem englischsprachigen Land. Die Möglichkeit, meine Kenntnisse anzuwenden, und das positive Feedback von verschiedenen Seiten aus haben mir sehr viel Sicherheit und Selbstvertrauen beim Sprechen gegeben.“
Nach drei Wochen war das Praktikum dann schon vorbei, und am 28. Oktober hieß es schon „Goodbye Kendal“. Candy: „Der Abschied fiel mir sehr schwer, und ich wäre sehr gerne länger geblieben, habe mich allerdings auch schon auf mein zu Hause gefreut. Eine sehr erlebnisreiche und wunderschöne Zeit, an die ich gerne zurückdenke und auch noch lange zurückdenken werde, liegt damit hinter mir und ich freue mich schon, wenn es das nächste Mal heißt: ,Welcome to England!‘“